Handel, Geld und Politik 2021/22
Die Vortragsreihe "Handel, Geld und Politik vom Mittelalter bis Heute" lädt Sie regelmäßig zu Abendvorträgen zur Wirtschafts-, Kultur und Gesellschaftsgeschichte ins Europäische Hansemuseum Lübeck ein.
Alle Vorträge sind zusätzlich im Livestream auf YouTube zu sehen!
Für die Vorträge gilt eine Personenbeschränkung, wir bitten daher um verbindliche Anmeldungen. Buchen Sie dafür bitte Ihr kostenfreies Ticket ab September über den Online Shop des Europäischen Hansemuseums. Die Vorträge beginnen immer um 18 Uhr.
Das Programm 2021/22 finden Sie hier.
Programm
Dienstag, 12. Oktober 2021
Christian Peplow (Ferdinandshof)
"welk doch moste achterlaten zien umme keringhe und gebrekes willen von wynde" – Über die Praxis maritimer Gewaltanwendung im Hanseraum des Spätmittelalters
Nachholtermin!
Die maritimen Konflikte des 13., 14. und 15. Jahrhunderts im Gebiet der Hanse sind weit weniger spektakulär als allgemein angenommen. Dabei ist deutlich zu sagen, dass das noch immer stark vorherrschende populärwissenschaftliche Bild von zügelloser und waffenintensiver Gewalt im Umfeld der Seekonflikte keine Existenzberechtigung hat. Es gab (bis auf ganz wenige Ausnahmen) weder zu militärischen Zwecken exklusiv konstruierte Schiffe, noch lässt sich der exzessive Gebrauch von Schiffsgeschützen, sofern überhaupt vorhanden, nachweisen. Der Einsatz von überdimensionierten Wurfmaschinen und Katapulten während eines Seegefechts gehört endlich(!) ins Reich der Mythen verbannt. Für den Kampfeinsatz fanden grundsätzlich alle auch in der zivilen Handelsschifffahrt eingesetzten Schiffformen Verwendung, die, soweit dies für den Handelsverkehr noch nicht geschehen war, speziell umgebaut und mit Kastellen und Marsen ausgerüstet wurden. Da wir es mit durch Windkraft angetriebenen Wasserfahrzeugen zu tun haben, unterlagen Seekämpfe bestimmten Grundbedingungen, die nicht einfach zum Zwecke einer Dramatisierung des Kampfes auf dem Wasser negiert werden können. Dies betrifft auch die theoretischen Ansätze zum Thema Taktik und Strategie, die nach jetzigem Kenntnisstand eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben dürften. Wenn Jäger und Gejagter – bildlich gesprochen – mit demselben Material kämpfen, so war letztlich nur durch die Erhöhung der Anzahl an Schiffen und Kämpfern ein Sieg zu erringen.
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Mittwoch, 10. November 2021
Christian Manger (Amsterdam)
Schreiber im Streit. Ratssekretäre als Akteure städtischer Konfliktführung im Ostseeraum (1470-1540)
Nachholtermin!
Spätmittelalterliche Hansestädte waren konfliktreiche Orte. Handels- oder Erbschaftsstreitigkeiten zwischen einzelnen Bürgern konnten zu internationalen Krisen führen, Kriegshandlungen zogen jahrelange Rechtsstreitigkeiten nach sich. Aber wer führte oder schlichtete solche Konflikte? Welche Taktikten und Strategien kamen zum Einsatz? Um eine Antwort auf diese Fragen zu geben, beleuchtet der Vortrag die bislang wenig beachteten Aktivitäten des gelehrten Ratspersonals in der städtischen Konfliktführung. Auf politischer Ebene konnten Sekretäre oder Stadtschreiber als Diplomaten agieren, in gerichtlichen Prozessen als Vermittler und rechtliche Experten. Denn ihre Arbeit in Rat und Kanzlei machte sie vertraut mit städtischer Rechtsprechung und Politik, während ihre oft universitäre Ausbildung sie überdies mit Expertenwissen, aber auch mit eigenen Netzwerken ausstattete. Der Vortrag legt dabei das Augenmerk auf die individuellen Handlungsspielräume und die Initiativen, die die Sekretäre selbst in diese Konflikte einbrachten.
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Dienstag, 14. Dezember 2021
Bart Holterman (Göttingen)
Auf der Spur des Stockfisches - hansische Kaufleute in Island, Shetland und den Färöern
Im späten 15. und 16. Jahrhundert betrieben Kaufleute aus Bremen und Hamburg - einige auch aus Lübeck und Oldenburg - einen regen Handel mit den nordatlantischen Inseln Island, Shetland und den Färöern. Sie wurden getrieben durch die große Nachfrage nach lang haltbarem Trockenfisch auf dem europäischen Markt. Der Handel mit diesen sogenannten Schatzländern der norwegischen Krone war aus hansischer Sicht umstritten, war er doch in den Privilegien des Hansekontors in Bergen (Norwegen) verboten. Das Thema löste damit viele Debatten auf den Hansetagen aus. Auf den Inseln waren die Handelsvoraussetzungen sehr unterschiedlich von den Häfen an der Nord- und Ostseeküste. Die lange Reise auf hoher See, das Fehlen städtischer Zentren und Hafenanlagen und das Verbot einer dauerhaften Niederlassung stellten die Kaufleute vor Herausforderungen. Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Kaufleute dabei auf alte Handelsformen zurückgreifen mussten, und wurde der hansische Handel im Nordatlantik als rückwärtsgewandt gekennzeichnet. Anhand der Organisationsstrukturen, der Beziehungen der Kaufleute untereinander und auf den Inseln und ihrer sozialen Position in den norddeutschen Städten, wird im Vortrag gezeigt, dass dies keineswegs der Fall war. Vielmehr ist der Handel mit den nordatlantischen Inseln ein Beispiel für die Anpassungsfähigkeit der hansischen Kaufleute an den wirtschaftliche Strukturwandel im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit.
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Dienstag, 11. Januar 2022
Christina Link
"Stadtluft macht frei" - und reich? Das Magdeburger Recht als Standortvorteil
Das späte Mittelalter war das große Zeitalter der Stadtgründungen in Mittel- und Osteuropa. Neu gegründete, aber auch ältere Städte erhielten oder schufen nach und nach ein spezifisches städtisches Recht, das alle Belange des städtischen Lebens regeln sollte. Der heute noch bekannte Satz „Stadtluft macht frei“, der erst in der Neuzeit entstand, erinnert daran, wie attraktiv Städte für die damaligen Menschen waren – ein Versprechen von persönlicher Freiheit, von Wohlstand und sozialem Aufstieg. Im Zuge dieser Stadtgründungs- und Stadtentwicklungswelle übernahmen mehr als 1.000 Orte zwischen der Elbe und dem Dnjepr, zwischen der Ostsee und dem Balkan und zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert das Magdeburger Stadtrecht. Ein Grund, zu fragen, was die Städte oder die Stadtherren bewog, ausgerechnet das Recht der Elbestadt zu wählen und nicht etwa das Lübische Recht oder ein anderes Stadtrecht.
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Dienstag, 08. Februar 2022
Niels Petersen (Göttingen)
Menschen im Transportnetz der Hanse
Nachholtermin!
Hansehandel war nicht nur Sache der Kaufleute, denn die Waren mussten im Wortsinn auf den Markt gebracht werden. Der Vortrag stellt die Berufe, mithin die Menschen vor, die den vormodernen Transport trugen: Der Schiffer gehört zu den prominentesten Berufen, aber genauso waren der Böter, der Fuhrmann, der Träger, der Böttcher, der Wirt, der Hafenmeister oder der Zöllner mit der Logistik beschäftigt. Ferner wird nach der gesellschaftlichen Rolle und Einbindung dieser Menschen gefragt: Während im Binnenland Fuhrwesen und Flussschiffahrt nur in wenigen Orten prägende Bedeutung erreichten, kann man in den Seehäfen zweifellos von maritimer (Stadt-)Gesellschaft sprechen.
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Dienstag, 08. März 2022
Lena Vosding (Oxford)
Einhorn, Münze, Schweinebraten. Die irdische und himmlische Ökonomie des Benediktinerinnenklosters Lüne
Ins Kloster gehen – dieser Ausdruck ruft noch heute das Bild der monastischen Gemeinschaft auf, die fern abgeschieden von der Welt hinter hohen Klausurmauern dem Gebet, dem Studium und der stillen Handarbeit nachgeht. Doch sowohl heute wie im Mittelalter entsprach dieses Bild mehr dem angestrebten Ideal als der tatsächlich gelebten Wirklichkeit. Um existieren und ihre gesellschaftliche Funktion wahrnehmen zu können, brauchten selbst die diszipliniertesten Konvente den intensiven Austausch mit ihrer Umwelt. Dies gilt besonders für die Frauenklöster des Mittelalters, für die wegen ihres Geschlechts die Frage der Klausur traditionell besonders streng beantwortet wurde.
Einen seltenen Einblick in die Funktionsweise dieses Paradoxes bieten die umfangreichen Briefbücher des Benediktinerinnenklosters Lüne aus dem 16. Jahrhundert. Hier lässt sich erkennen, wie rege die Nonnen aus ihrer Klausur heraus am Leben in Lüneburg und der Region Anteil nahmen. Sie handelten als Freundinnen, als Seelsorgerinnen, als Politikerinnen und nicht zuletzt als Geschäftsfrauen. Das Kapital, dass sie dabei einbrachten und geschickt zu mehren wussten, setzte sich aus zwei Elementen zusammen: Zum einen aus den weltlichen Besitzungen der Gemeinschaft, die von den Anteilen an der Saline bis hin zu den Schätzen in der Sakristei reichten. Zum anderen aber auch aus dem spirituellen Vermögen, als geweihte Nonnen wirkmächtige Fürbitte für das seelische Heil Anderer leisten zu können. Um das Kloster entstand so ein enges Netz des Austausches von gegenständlichen und symbolischen Gaben, die einen einmaligen – und teilweise sogar amüsanten Einblick – in den Alltag vor und hinter den Klausurmauern bieten. Dieses Netz nachzuzeichnen soll Ziel des Vortrags sein.
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Handel, Geld und Politik 2020/21
Programm
Dienstag, 13. Oktober 2020
Ole Meiners (Lübeck)
Hanse.Quellen.Lesen! - Ein virtuelles Citizen Science-Projekt zu alten Handschriften
!! Dieser Vortrag muss leider ausfallen !!
Die Digitalisierung verändert die Arbeitsweise der Geschichtswissenschaft in zunehmendem Maße. Die computergestützte Auswertung großer Datenmengen und die Präsentation in digitalen Medien bringen neue Perspektiven und Möglichkeiten mit sich. Ein wesentliches Hindernis hierbei stellen bislang die handschriftlich verfassten Quellen dar: Diese in ein maschinenlesbares Format zu übersetzen, sprich zu transkribieren, war bislang dem erfahrenen Fachmann vorbehalten, der mit entsprechendem Zeitaufwand die Schriften entzifferte. Das von der FGHO und dem Archiv der Hansestadt Lübeck im Frühjahr 2020 durchgeführte Pilotprojekt „Hanse.Quellen.Lesen!“ ist mit Hilfe digitaler Werkzeuge neue Wege gegangen: Über eine webbasierte Plattform haben Citizen Scientists Quellen zur Hansegeschichte des 17. Jahrhunderts transkribiert. Diese Transkriptionen wurden als Grundlage für das Training einer automatisierten Handschriftenerkennung mittels maschinellem Lernen verwendet. Die Ergebnisse des Projektes sowie ein Ausblick auf zukünftige Vorhaben werden im Rahmen des Vortrags vorgestellt.
Dienstag, 10. November 2020
Nils Jörn (Wismar)
Das Wismarer Verfestungsbuch
!! Dieser Vortrag wird aufgrund der aktuellen Lage nur als Live Stream stattfinden unter hansemuseum.eu/live !!
Im Archiv der Hansestadt Wismar befindet sich der Liber Proscriptorum, ein besonderes Stadtbuch, in dem zwschen 1353 und 1430 alle Verfestungen, Urfehden und Stadtverweisungen verzeichnet wurden. Das Spektrum der Straftaten, die allen drei gerichtlichen Maßnahmen zugrunde lagen, reichte von Beleidigungen über Ehebruch, Fälschungen, Körperverletzungen, Mord und Totschlag bis hin zu Raub, Notzucht und anderen Vergehen. Aus heutiger Sicht kurios muten Straftaten an wie das "Abschneiden der Zöpfe einer unverheirateten Frau", das "Grüßen des Pfarrers auf der Kanzel" oder "Kleiderrisse". Auch die Nennung von Nicolaus Stortebeker oder Godeke Mychels neben hunderten anderen Namen sticht ins Auge.
Das Archiv der Hansestadt Wismar hat das vorliegende Verfestungsbuch in einem Projekt mit der Greifswalder Historikerin Sonja Birli ediert und herausgegeben. InFotografien der Quelle, einer Umschrift des Textes und einer Übersetzung ins heutige Deutsch ist in 983 Einträgen das pralle Leben im Mittelalter in einer Stadt lübischen Rechts nachzuvollziehen. Der Wismarer Stadtarchivar Nils Jörn wird auf die Besonderheiten der Quelle eingehen, einzelne Fälle vorstellen und die Möglichkeiten ihrer Auswertung skizzieren. Dabei wird es nicht zu mediävistisch-ernst, denn neben der Edition ensteht gerade ein Buch mit studentischen Arbeiten zu der Quelle. Ein Buch mit Anekdoten, die sich aus dem Verfestungsbuch speisen, liegt bereits vor. Freuen Sie sich also auf einen nicht immer ernsten Ausflug in das Leben Ihrer Nachbarstadt von vor 600 Jahren.
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Freitag, 20. November 2020
Oliver Auge (Kiel)
Um den Sieg betrogene Verbündete? Der Stralsunder Frieden und die norddeutschen Fürsten
!! Sondertermin des Hansischen Geschichtsvereins, dieser Vortrag wird als Live Stream stattfinden unter hansemuseum.eu/live !!
Dieser Vortrag hätte auf der 136. Jahrestagung des Hansischen Geschichtsvereins vom 01.-04. Juni 2020 in Stralsund gehalten werden sollen. Der aufgrund der Corona Pandemie ausgefallene Termin wird nun in diesem Rahmen nachgeholt.
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Dienstag, 08. Dezember 2020
Gerald Schwedler (Kiel)
Wie hat man eigentlich die Marienkirche finanziert? Lübeck im Kontext der gotischen Gründerzeit in Europa
!! Dieser Vortrag wird aufgrund der aktuellen Lage nur als Live Stream stattfinden unter hansemuseum.eu/live !!
Zweifellos zählt die Lübecker Marienkirche zu den gotischen Spitzenwerken Europas. Doch wie konnte dieses außergewöhnliche Bauwerk mit internationaler Strahlkraft finanziert werden? Der Vortrag widmet sich den Strategien und kulturellen wie ökonomischen Hintergründen des Baus. Dabei geht es nicht nur um die Formen der Kirchenabgaben, Stiftungen, der Verflechtung von Rat und Kirche, dem schlechten Gewissen der Kaufleute, sondern auch um den Repräsentationsanspruch der Lübecker Bürgerschaft, die zu jenem Jahrhundertwerk führten.
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Dienstag, 12. Januar 2021
Niels Petersen (Göttingen)
Menschen im Transportnetz der Hanse
!! Dieser Vortrag muss leider ausfallen und wird im kommenden Wintersemester nachgeholt !!
Hansehandel war nicht nur Sache der Kaufleute, denn die Waren mussten im Wortsinn auf den Markt gebracht werden. Der Vortrag stellt die Berufe, mithin die Menschen vor, die den vormodernen Transport trugen: Der Schiffer gehört zu den prominentesten Berufen, aber genauso waren der Böter, der Fuhrmann, der Träger, der Böttcher, der Wirt, der Hafenmeister oder der Zöllner mit der Logistik beschäftigt. Ferner wird nach der gesellschaftlichen Rolle und Einbindung dieser Menschen gefragt: Während im Binnenland Fuhrwesen und Flussschiffahrt nur in wenigen Orten prägende Bedeutung erreichten, kann man in den Seehäfen zweifellos von maritimen (Stadt-)Gesellschaft sprechen.
Dienstag, 09. Februar 2021
Christian Peplow (Ferdinandshof)
"welk doch moste achterlaten zien umme keringhe und gebrekes willen von wynde" – Über die Praxis maritimer Gewaltanwendung im Hanseraum des Spätmittelalters
!! Dieser Vortrag muss leider ausfallen und wird im kommenden Wintersemester nachgeholt !!
Die maritimen Konflikte des 13., 14. u. 15. Jahrhunderts im Gebiet der Hanse sind weit weniger spektakulär als allgemein angenommen. Dabei ist deutlich zu sagen, dass das noch immer stark vorherrschende populärwissenschaftliche Bild von zügelloser und waffenintensiver Gewalt im Umfeld der Seekonflikte keine Existenzberechtigung hat. Es gab (bis auf ganz wenige Ausnahmen) weder zu militärischen Zwecken exklusiv konstruierte Schiffe, noch lässt sich der exzessive Gebrauch von Schiffsgeschützen, sofern überhaupt vorhanden, nachweisen. Der Einsatz von überdimensionierten Wurfmaschinen und Katapulten während eines Seegefechts gehört endlich(!) ins Reich der Mythen verbannt. Für den Kampfeinsatz fanden grundsätzlich alle auch in der zivilen Handelsschifffahrt eingesetzten Schiffformen Verwendung, die, soweit dies für den Handelsverkehr noch nicht geschehen war, speziell umgebaut und mit Kastellen und Marsen ausgerüstet wurden. Da wir es mit durch Windkraft angetriebenen Wasserfahrzeugen zu tun haben, unterlagen Seekämpfe bestimmten Grundbedingungen, die nicht einfach zum Zwecke einer Dramatisierung des Kampfes auf dem Wasser negiert werden können. Dies betrifft auch die theoretischen Ansätze zum Thema Taktik und Strategie, die nach jetzigem Kenntnisstand eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben dürften. Wenn Jäger und Gejagter – bildlich gesprochen – mit demselben Material kämpfen, so war letztlich nur durch die Erhöhung der Anzahl an Schiffen und Kämpfern ein Sieg zu erringen.
Dienstag, 09. März 2021
Christian Manger (Amsterdam)
Schreiber im Streit. Ratssekretäre als Akteure städtischer Konfliktführung im Ostseeraum (1470-1540)
!! Dieser Vortrag muss leider ausfallen und wird im kommenden Wintersemester nachgeholt !!
Spätmittelalterliche Hansestädte waren konfliktreiche Orte. Handels- oder Erbschaftsstreitigkeiten zwischen einzelnen Bürgern konnten zu internationalen Krisen führen, Kriegshandlungen zogen jahrelange Rechtsstreitigkeiten nach sich. Aber wer führte oder schlichtete solche Konflikte? Welche Taktikten und Strategien kamen zum Einsatz? Um eine Antwort auf diese Fragen zu geben, beleuchtet der Vortrag die bislang wenig beachteten Aktivitäten des gelehrten Ratspersonals in der städtischen Konfliktführung. Auf politischer Ebene konnten Sekretäre oder Stadtschreiber als Diplomaten agieren, in gerichtlichen Prozessen als Vermittler und rechtliche Experten. Denn ihre Arbeit in Rat und Kanzlei machte sie vertraut mit städtischer Rechtsprechung und Politik, während ihre oft universitäre Ausbildung sie überdies mit Expertenwissen, aber auch mit eigenen Netzwerken ausstattete. Der Vortrag legt dabei das Augenmerk auf die individuellen Handlungsspielräume und die Initiativen, die die Sekretäre selbst in diese Konflikte einbrachten.
Handel, Geld und Politik 2019/20
Programm
Dienstag, 08. Oktober 2019
Philipp Höhn (Halle)
Piratenbekämpfung? Beutestücke aus maritimer Gewalt und städtische Identität in Lübeck, Hamburg und Danzig (1427-1526)
Warum hängten die Lübecker und Hamburger Fahnen, die sie von Schiffen konkurrierender Gewaltakteure erbeutet hatten, in ihre Stadtkirchen? Warum ließ der Rat von Danzig in der Mitte der Marienkirche einen kostbaren Altar aufstellen, den der Danziger Ratsherr und Söldnerführer Paul Beneke kurz zuvor von einer Galeere der Medici gewaltsam weggenommen hatte? Solche Beutestücke zeigen, in welchem Maße Städte und Kaufleute gewaltsam handelten. Sie erzählen aber auch die Geschichte eines historischen Wandels, in dem Stadtgemeinden und Kaufmannsgenossenschaften sich zunehmend als Pirateriebekämpfer inszenierten und ihre Konkurrenten als angebliche "Piraten" und "Seeräuber" abwerteten. Dieser Wandel prägt unser Geschichtsbild bis heute - ihm soll im Vortrag nachgegangen werden.
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Dienstag, 05. November 2019
Prof. Dr. Gralf-Peter Calliess (Bremen)
Lex Mercatoria – Geschichte und aktuelle Bedeutung
!! Dieser Vortrag muss leider ausfallen !!
„Die Unfähigkeit von Gesellschaften, wirksam und mit geringen Kosten die Erfüllung von Verträgen zu sichern, [ist] die wichtigste Ursache sowohl historischer Stagnation wie auch der Unterentwicklung der Dritten Welt der Gegenwart“, schreibt der amerikanische Wirtschaftshistoriker und Nobelpreisträger Douglass C. North 1990. Die für den späteren Aufstieg Europas wichtigsten Institutionen wurden demnach im 13. Jahrhundert von den Markt- und Messegerichten der Champagne entwickelt. Der Vortrag spürt den historischen Entstehungsbedingungen dieses „selbst geschaffenen Rechts der Kaufmannschaft“ nach und fragt nach deren aktueller Bedeutung im Kontext von Globalisierung (Wirtschaftsschiedsgerichte) und Digitalisierung (Supreme Court of Facebook).
Dienstag, 10. Dezember 2019
PD Dr. Magnus Ressel (Frankfurt/Main)
Die Sklavenkassen Hamburgs und Lübecks und die hansische Solidarität des Gefangenenfreikaufs aus Nordafrika
Innerhalb weniger Jahre gründeten Hamburg (1622/24) und Lübeck (1627/29), die Kernstädte der Hanse sogenannte „Sklavenkassen“. Diese waren öffentliche Pflichtversicherungen für die heimischen Seefahrer, die sich durch ihre Einzahlungen gegen die Gefahr der Gefangenschaft in Nordafrika durch die muslimischen Korsaren der Barbareskenstaaten schützten. Beide Kassen bestanden bis ins 19. Jahrhundert und kauften insgesamt einige Tausend gefangengenommene Seeleute gegen Lösegeld aus Nordafrika frei. Wenig bekannt ist, dass diese Kassen auch eine „hansische“ Dimension hatten. So halfen diese Kassen sich immer wieder gegenseitig und gaben auch Gelder für den Freikauf von Seeleuten der weiteren Hansestädte, die im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts den Bund verlassen hatten. Im Vortrag werden die Sklavenkassen eingehend vorgestellt und die Spenden- und Freikaufssolidarität zwischen den Kernstädten und den weiteren Mitgliedern der alten Hanse als ein wichtiger Aspekt der späten Hansegeschichte herausgearbeitet.
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Dienstag, 14. Januar 2020
Prof. Dr. Ulla Kypta (Hamburg)
Kaufleute und ihre Vertreter: Expansion und Spezialisierung im spätmittelalterlichen Nordeuropa.
Auch im Mittelalter erledigten Kaufleute nicht alle ihre Geschäfte selbst. In vielen Angelegenheiten liessen sie sich vertreten. Lübecker Kaufleute schickten ihre Vertreter auf die Antwerpener Messen, um für sie Tuche einzukaufen; oder sie bestimmten Vertreter, die in ihrem Namen in Braunschweig Schulden einzogen. Der Vortrag diskutiert, wie solche Vertretungsbeziehungen im Nordeuropa des späten Mittelalters funktionierten. Wie einigte sich ein Lübecker Kaufmann mit seinem Vertreter, was er in Antwerpen tun sollte? Wie überzeugte der Vertreter die Antwerpener davon, dass er für den Lübecker zu handeln berechtigt war?
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Dienstag, 11. Februar 2020
Dr. Nicolai Clarus (Lentföhrden)
Der Seesöldner Bartholomäus Voet zwischen Realität und Wunschvorstellung
Als Anführer einer Söldnertruppe, welche die wendischen Hansestädte in ihren Kriegen zur See unterstützte, machte sich Bartholomäus Voet im 15. Jahrhundert einen Namen. Verschiedene Chronisten des Spätmittelalters berichteten noch zu seinen Lebzeiten von Voets angeblichen Heldentaten und ließen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion dabei immer weiter verschwimmen. Nach seinem Tode geriet Bartholomäus Voet in Vergessenheit und spielt bis heute keine Rolle im allgemein vorherrschenden Geschichtsbild der Hansezeit. Im 19. Jahrhundert hatte seine Person jedoch eine kurze literarische Wiederauferstehung im Rahmen der aufkommenden gesellschaftlichen und sozialen Fragen des frühindustriellen Zeitalters erlebt. Entsprechend beleuchtet der Vortrag nicht nur die gesicherten Erkenntnisse zu Bartholomäus Voets Lebensweg, sondern widmet sich erstmals auch der späteren literarischen Rezeption und teils skurrilen Umdeutung seiner Person und Handlungen.
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Dienstag, 10. März 2020
Prof. Dr. Marc von der Höh (Rostock)
Wirtschaft und Verwandtschaft im Spiegel früher städtischer Schriftlichkeit: Das Beispiel Köln
Der Vortrag fragt nach der Bedeutung von Verwandtschaft für die Organisation des Wirtschaftslebens in der hochmittelalterlichen Stadt. Das verbreitete Narrativ geht davon aus, dass das mittelalterliche Wirtschaftsleben wesentlich durch verwandtschaftliche Organisationsformen geprägt war. Ausgehend von der frühen Kölner Schreinsüberlieferung lässt sich zeigen, dass man jedoch auch eine andere Geschichte verfolgen kann: Frühe Formen städtisch-kommunaler Schriftlichkeit dienten nicht zuletzt dem Zurückdrängen verwandtschaftlicher Bindungen der wirtschaftlichen Akteure. Die Ausbildung bürgerlicher Freiheit bestand somit nicht nur im Zurückdrängen herrschaftlicher Abhängigkeiten, sondern setzte auch eine Befreiung der Akteure von den Handlungsbeschränkungen voraus, die sich aus der nicht selbst gewählten Zugehörigkeit zu verwandtschaftlichen Gruppierungen ergaben.
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Handel, Geld und Politik 2018/19
Programm
Dienstag, 02. Oktober 2018
Prof. Dr. Albrecht Cordes (Frankfurt a.M.)
Erlaubte Gewalt: Zwangsvollstreckung im 13. Jahrhundert
Die Durchsetzung des Gewaltmonopols des Staates gilt als einer der großen Meilensteine im ‚Prozess der Zivilisation‘ (Norbert Elias). Doch handelt es sich um prinzipielle oder nur graduelle Unterschiede? Wie fern ist uns der ‚ferne Spiegel‘ (Barbara Tuchmann) des Spätmittelalters? Der Frage soll durch einen Vergleich nachgegangen werden: In welchen Fällen durfte bzw. darf der Gläubiger im 13. Jh. und heute bei der Sicherung und Vollstreckung zivilrechtlicher Ansprüche persönlich Gewalt anwenden?
Dienstag, 13. November 2018
Dr. des. Kilian Baur (München)
Vor EU und Interreg: die persönlichen Beziehungen zwischen Lübeckern und Dänen im Spätmittelalter
Von der älteren Geschichtsschreibung mit dem Attribut des „Schicksalslands der Hanse“ und Lübecks versehen, spielt Dänemark in der hansegeschichtlichen Meistererzählung vor allem die Rolle des Gegners der niederdeutschen Händler. Ein anderes Bild zeichnet der Vortrag ausgehend von den persönlichen Beziehungen zwischen Dänen und Lübeckern, die viel mehr von Kooperation, Austausch und Vertrauen als von Konflikten und Auseinandersetzungen geprägt waren. Unter Einbeziehung diplomatischer und rechtlicher Rahmenbedingungen gibt der Vortrag einen facettenreichen Einblick in die „internationalen“ Beziehungen im spätmittelalterlichen Nordeuropa.
Dienstag, 11. Dezember 2018
Prof. Dr. Carsten Jahnke (Kopenhagen)
Von Glögg und Co. Handel und Verbrauch asiatischer und mediterraner Früchte im Hanseraum des Mittelalters
Ein Besuch des Lübecker Weihnachtsmarktes endet traditionell gerne mit einem Glögg. Dabei wissen die Wenigsten, dass gewürzter Wein schon im Mittelalter getrunken wurde, wobei die Zutaten so ziemlich die gleichen waren wie heute. Glögg ist nur ein Beispiel von vielen, dass schon die Lübecker im 13. und 14. Jahrhundert asiatische und mediterrane Gewürze und Waren gekannt und in großen Mengen verbraucht haben. Arabischer Reis, indischer Ingwer oder afrikanische Gewürze waren gang und gäbe und zeugen von den weitreichenden Handelsbeziehungen der Travestadt. Der Vortrag wird zeigen, wie die Waren in die Stadt kamen und wozu sie genutzt wurden.
Dienstag, 08. Januar 2019
Prof. Dr. Christoph Dartmann (Hamburg)
Das Mittelmeer im Mittelalter: Südküste Europas oder Binnenmeer?
Geographisch ist das Mittelmeer ein Binnenmeer. Die aktuelle politische Praxis thematisiert hingegen das Mittelmeer in erster Linie als Südgrenze Europas. In der Diskussion übers Mittelmeer spielt seine mittelalterliche Geschichte eine unübersehbare Rolle, vor allem der vermeintliche Gegensatz von christlicher und muslimischer Kultur, etwa während der Kreuzzüge oder der Ausbreitung des Osmanischen Reichs. Der Vortrag setzt sich kritisch mit diesem Geschichtsbild auseinander. Beispiele aus der politischen und ökonomischen Praxis zeigen, dass intensive Kontakte über die angeblichen Kulturgrenzen hinweg der Normalfall waren.
Dienstag, 12. Februar 2019
Dr. Angela Huang (Lübeck)
Von Salzwedel nach London. Die Textilien der Hansestädte im hansischen Handel.
Textilien gehören ohne Frage zu den wichtigsten Waren im hansischen Fernhandel. Hansekaufleute handelten flandrische und englische Wolltuche auf allen von ihnen besuchten Märkten, bis nach Nowgorod. Wenig bekannt ist hingegen, dass auch die Hansestädte selbst und ihr Umland Textilien herstellten, die in den hansischen Handel eingebracht wurden. Salzwedeler Leinwand und die Grauen Laken aus Lübeck und Magdeburg erlauben uns einen ganz neuen Blick darauf, was ‚hansischer Handel‘ denn eigentlich ist.
Dienstag, 26. März 2019
PD Dr. Gregor Rohmann (Frankfurt am Main/ Basel)
Was waren die Vitalienbrüder – und was hat Lübeck damit zu tun? Der Umgang mit maritimer Gewalt um 1400.
Zwischen 1389 und 1436 tauchen im Nord- und Ostseeraum immer wieder Gruppen von Kämpfern auf, die mal für diese, mal für jene Seite oder auch ohne erkennbaren Auftraggeber fochten. Wir kennen sie als die „Vitalienbrüder“, die unter ihrem legendären Oberhauptmann Klaus Störtebeker Piraterie gegen die Hanse betrieben haben sollen. Der Blick in die Quellen zeigt jedoch, dass es sich bei ihnen keineswegs um Seeräuber im herkömmlichen Sinn handelte. Sie kämpften auch für die Stadt Lübeck. Und vermutlich in Lübeck entstand auch unser heutiges Bild von den „Vitalienbrüdern“.
Handel, Geld und Politik 2017/18
Programm
Mittwoch, 18.10.2017
Prof. Dr. em. Jörgen Bracker (Hamburg)
Von Berserkern, Piraten und der Verewigung eines Lebenswerks. Zur Geschichte Königin Margaretas von Dänemark und des Oldenburger Horns
Dienstag, 14.11.2017
Prof. em. Dr. Stuart Jenks (Erlangen/Fürth)
Gierige Banker, liederliche Griechen? – Die politische Öffentlichkeit der Gegenwart und die mittelalterliche Bußordnung
Dienstag, 12.12.2017
Maria Seier, M.A. (Lübeck)
Hansetage vor 500 Jahren: Große Diplomatie und großes Spektakel
Dienstag, 09.01.2018
PD Dr. Gregor Rohmann (Frankfurt am Main/Göttingen)
Was waren die Vitalienbrüder - und was hat Lübeck damit zu tun? Der Umgang mit maritimer Gewalt um 1400
Dienstag, 13.02.2018
Alexandra Sapoznik (London)
Bienen, Wachs und Stundenlicht. Herstellung, Handel und Verbrauch von Wachs in vorreformatorischer Zeit
Dienstag, 13.03.2018